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Krummer Wald – Krzywy Las – Crooked Forest

25 Apr

Krummer Wald Krzywy Las crooked forest (6)

Ein ganz besonderer Wald an der Grenze zwischen Deutschland & Polen

Der 25. April ist der „Tag des Baumes„. Anlass genug, über einige sehr bemerkenswerte Baumexemplare zu berichten. Bei meinen fotografischen Exkursionen bin ich bereits auf einige spannende Baumexemplare gestoßen. Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit, einige besonders eigenwillige Baumgestalten zu besuchen. Die Rede ist vom sogenannten „Krummen Wald„, nahe der Deutsch-Polnischen Grenze, eine halbe Stunde südlich von Stettin (Szczecin) im Bereich des Oder Nationalparks.
Bereits seit einigen Jahren schwirren die Bilder vom „Krummen Wald“ in meinem Kopf umher. Der Name rührt daher, dass sich in dem kleinen 1,3ha großen Waldstück eigenwillig wachsende Kiefern finden. Das Besondere an diesen Kiefern ist, dass sie knapp über oder direkt am Boden um 90° gekrümmt sind und im weiteren Verlauf einen sehr kurvig ausgeprägten Wuchs aufweisen. Scheinbar wider jeglicher natürlichen Vernunft wachsen die Bäume kreuz und quer empor. Mehrere Dutzend dieser deformierten Bäume stehen zusammen und erreichen mit ihren Kronen Höhen von 11-12m – was der Höhe des umgebenden „normalen“ Waldes entspricht.

Krummer Wald Krzywy Las

Anfahrt:

Am einfachsten scheint die Anfahrt von Mescherin, einem deutschen Ort im Nationalpark unteres Odertal, zu sein. Von dort aus überquert man die beiden Oderarme (West- und Ostoder) Richtung Polen. Am anderen Ufer erstreckt sich die Industriestadt Gryfino (Greifenhagen). Dort biegt man an der zweiten größeren Straße rechts ab und fährt auf die Straße „Luzycka“, die ein Teil der Straße Nummer 31 ist. Dieser Straße folgt man einige Minuten und hält sich an einer Gabelung rechts in Richtung „Nowe Czarnowo“ / Kohlekraftwerk Kraftwerk „Dolna Odra“ (die Straße 31 führt an der Gabelung links weg). Auf dieser Seitenstraße bleibt man wiederum einige Minuten, sie wird von Industrie- und Gewerbebauten gesäumt. Nach einem kurzen Stück mit Wald zu beiden Seiten sieht man am rechten Straßenrand ein Hinweisschild zum „Krzywy Las“ (neben den Fernwärme-Rohren). Dahinter steht ein fünfstöckiger Plattenbau der wenig idyllisch anmutend – ebenso wie die Leitung (siehe auch Anfahrts-Grafik). Vom Schild sind es noch 300m bist zum „Krummen Wald„. Man umrundet den Plattenbau samt Spielplatz und Rohrsystem und steht plötzlich unversehens zwischen den krummen Bäumen. Im ersten Moment ein bisschen Ernüchterung, die Bäume stehen am Rand des Waldes, vom Plattenbau und den Industrieanlagen klingt Lärm herüber. Der Boden rund um die Bäume ist trotz eines (überfüllten) Mülleimers relativ stark mit Plastikabfällen verschmutzt. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Vegetation wegen des langen Winters noch nicht so entwickelt war und die Stadt Greifenhagen noch nicht zum Frühjahrsputz rund um eine ihrer Hauptsehenswürdigkeiten aufgerufen hat. Schnell gewann dann aber die Verwunderung ob dieser Laune der Natur wieder die Oberhand. Als fotografische Herausforderung sind die schrägen Kiefern auf jedenfall auch nicht zu unterschätzen, die Wahl geeigneter Blickwinkel kann mitunter trickreich sein.

Krummer Wald Krzywy Las Anfahrt Lage Karte

Die Frage nach dem Warum?!

Der „Krumme Wald“ hat in den letzten Jahren im Internetz zunehmend Karriere gemacht. Immer wieder taucht er quer durchs Internet in Listen von obskuren Orten und Mysterien auf. Die merkwürdige Wuchsform hat natürlich auch die Phantasie der Menschen beflügelt. Zu gerne hätten einige „Kraftort-Sucher“ in den Bäumen die Wirkung von Magie, kosmischer Strahlung oder ähnlichem gesehen. Was natürlich rein rational keinerlei Sinn macht und durch die Lage nahe der Siedlung strahlt der Ort auch keinerlei geheimnisvolle Ruhe aus.

Krummer Wald Krzywy Las crooked forest (4)

Wenn also die esoterisch angehauchten Ursachen mal außen vor bleiben sollen, hätten die Naturwissenschaften vielleicht weiterhelfen können. Aber auch nur vielleicht: Denn sowohl die Krümmung durch Witterungseinflüsse wie Stürme etc., als auch die Wachstumsbeeinträchtigung durch geomorphologische Prozesse wie Bodenfließen können ausgeschlossen werden, da die übrigen Bäume des Waldstückes völlig normal und gerade in den Himmel wachsen.
Die Faktenlage ist dünn – das einzige was als wirklich bewiesen gilt ist, dass die Bäume im Jahr 1934 gepflanzt wurden. Heute geht man weitgehend davon aus, dass die besondere Form des Holzes mit der beabsichtigten Nutzung zusammenhängt. In diesem Zusammenhang ist noch wichtig zu erwähnen, dass die Bäume in einer Zeit gepflanzt wurden, als Gryfino als Greifenhagen noch zum Deutschen Reich gehörte. Durch die Verteibung der deutschen Bevölkerung am Ende des Zweiten Weltkrieges könnte also die ursprüngliche Nutzungsabsicht sehr wohl in Vergessenheit geraten sein. In der Vergangenheit wurde oft darüber spekultiert, dass die Bäume bewusst in dieser Form gezogen wurde, um gebogenes Holz für Fässer, Boote oder Schlittenkufen zu gewinnen. Wobei es relativ einleuchtend scheint, dass ein krumm gewachsener Baum nicht die Grundlage für ein maßgenaues Arbeiten mit Holzbrettern ist.

Krummer Wald Krzywy Las crooked forest (7)

Vor vier Jahren schließlich prästentierte ein Vertreter des Landesverbandes der Schulgeographen Mecklenburg-Vorpommern, Regionalgruppe Rostock – Dr. Heinz Niemann Siggelkow – folgende Lösung für das Rätsel des „Krummen Waldes„: Er berief sich auf die Forstmethode des „auf den Stock hauens„, welche bis ins 20. Jahrhundert hinein in Mitteleuropa verbreitet war. Triebfähige Jungbäume wie Erle, Eiche, Weide und Linde wurden nach einigen Jahrzehnten oberhalb des vom Boden aus ersten Triebes abgeholzt. Die neuen Triebe an der “Schnittstelle” konnten als Nutzholz geerntet werden (vgl. die „Kopfbuchen“ im Bonner Kottenforst). Da Kiefern nicht neu austreiben musste der Fall von Gryfino noch ein wenig anders gelagert sein – Dr. Siggelkow bezieht ihn auf eine Art Weihnachtswunder…

Krummer Wald Krzywy Las crooked forest (1)

Im Zeitraum Mitte bis Ende der sechziger Jahre ist hier in einem Winter eine größere Ladung Weihnachtsbäume zusammengestellt worden. Vermutlich war im nahen Szczecin in diesem Winter das Weihnachtsbaumangebot dermaßen hinter der Nachfrage zurück geblieben, dass kurzfristig auch mit Jungkiefern ein gutes Geschäft zu machen war (der Autor dieser Zeilen erinnert sich noch gut daran, dass in einem Winter dieses Zeitraumes infolge eines sehr frühen und außerordentlich schneereichen Wintereinbruchs hunderttausende Weihnachtsbäume im Thüringer Wald und Erzgebirge liegen geblieben sind und auch er mit einer Jungkiefer vorlieb nehmen musste).“ (Siggelkow, 2009)

Demnach könnte also Weihnachtsbaummangel die Ursache gewesen sein, dass die Kiefern  an der Oder „auf den Stock gehauen“ wurden um später den erstarkten Seitentrieb als vollwertige Ersatzholzquelle nutzen zu können. Wobei ich nicht zu 100% überzeugt bin von dieser Theorie. Dazu müsste man wissen, ob die seitlichen Triebe altersmäßig mit den von Dr. Siggelkow angesprochenen Zeiträumen einer möglichen Fällaktion übereinstimmen. Dennoch ist dieser der für mich plausibelste Erklärungversuch.

Krummer Wald Krzywy Las crooked forest (8)

Alles in allem ist der „Krumme Wald“ einen Abstecher wert. Nicht nur wegen der Rätsel um seine Entstehung, sondern auch daher, dass es die einzig bekannte Baumansammlung ist, die diese besondere Wuchsform aufweist.

Krummer Wald Krzywy Las crooked forest (2)

Fotografie: Mythos Wald

20 Dez

Wald (8)

Herbst | Wald | Oberpfalz

Impressionen aus den charakteristischen Forsten und Naturwäldern im Hinteren Oberpfälzer Wald an der ostbayerischen Grenze zu Tschechien.

 

#Geologischer Lehrpfad Tännesberg
#Burgruine Wildstein
#Naturwaldzelle Schwarzwihrberg
#Naabtal
#Goldlehrpfad Güttingloch Oberlangau
#Doost
#Leuchtenberg

 

Wald (12)

 

 

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Wald

 

 

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Fotografie: Herbst in Bayern

22 Nov

Wildwasser in Ostbayern

Eine kleine Zusammenstellung von Aufnahmen an noch naturnahen Bächen und Flüssen im ostbayerischen Raum. Neben weithin bekannten „Klassikern“ wie dem Waldnaabtal gibt es auch eine Vielzahl von Gewässern die nur wenigen Fotografen bekannt sind – oft führt noch nicht einmal ein markierter Weg entlang dieser unberührten Naturjuwele. Geschützte Tiere wie Krebse, Wasseramsel und Biber konnte ich während meinen Aufnahmen nicht nur einmal beobachten.

 

 

 

 

 

 

 

Locationguide: Saußbachklamm bei Waldkirchen

6 Jun

Schlucht und Wildbach im Bayerischen Wald

Unmittelbar am Rand der Kleinstadt Waldkirchen im Landkreis Freyung-Grafenau befindet sich die wildromantische Saußbachklamm. Der Fluss Erlau hat sich dort in den Untergrund eingeschnitten und dabei große Granitblöcke freigelegt, die jetzt das Flussbett übersäen. Unter anderem vom Kurpark und der Saußmühle ist die Klamm, die im wirklichen Sinne eher ein Bachtal ist, leicht zu erreichen und durch einen 2km langen Wanderweg entlang des Flusses erschlossen. Das Tal ist seit 1939 als Naturschutgebiet ausgewiesen. In der Saußmühle und bei der Haller Alm auf halbem Weg gibt es Einkehrmöglichkeiten bzw. eine Brotzeitstation.

Fotografie:

Fotografisch am interessantesten dürfte das Tal im Herbst sein, wenn sich das Laub der Galeriewälder buntverfärbt. Ebenso erfolgversprechend scheint mir die Zeit der Schneeschmelze zu sein, da dann mit erhöhtem und dadurch beeindruckenderen Wasserstand zu rechnen ist. Nach einer längeren Frostperiode im Winter sollten sich hübsche Eisgebilde bilden. Bei Sonnenschein ist der obere Teil des Naturschutzgebietes schwierig zu fotografieren, da mit Sonnenflecken auf der Talsohle und somit nur schwer zu meisternden Kontrastumfang zu rechnen ist. Der Bereich direkt bei der Saußmühle, der sich unterhalb einer Fichtenmonokultur befindet, bietet sich dann für Naturfotografien an. Empfehlenswert sind Polfilter und Graufilter, zum einen um störende Reflexionen zu vermeiden, zum anderen um durch längere Belichtungszeiten einen Verwischungseffekt des Wassers zu erhalten. Dabei erweist ein Stativ gute Dienste… wär spannende Aufnahmewinkel sucht kann versuchen mit hohen wasserdichten Schuhen bzw. Gummistiefeln auch vom Bach aus selbst Fotos zu machen.

 

 

Panoramas vom Mai 2012:

(zum vergrößern bitte anklicken)

 

 

 

 

 

 

Bonner Lieblingsort: Der Rodderberg

24 Apr

Die Toskana vor den Toren Bonns

Wenn das Siebengebirge das Bonner Gebirge ist, dann ist der Rodderberg eindeutig die Toskana Bonns. Eigentlich unterscheidet das Gebiet des Rodderbergs auf den ersten Blick gar nicht so viel vom Siebengebirge. Beides sind Vulkangebiete, getrennt durch den Rhein, diesseits zwischen Bonn-Mehlem und Bahnhof Rolandseck der Rodderberg, jenseits hinter Königswinter und Bad Honnef das Siebengebirge. Die vulkanische Aktivität am Rodderberg spielte sich vor 800.000 bis 250.000 Jahren ab. Noch heute ist der ca. 50m tiefe und 800m breite Sprengtrichter am 193m hohen Rodderberg beeindruckend. Die höchste vulkanische Aktivität im Siebengebirge fand dagegen vor 25 Millionen Jahren statt. Das Rodderberggebiet ist also deutlich jüngeren Datums.

Der Krater aus der Luft (LIAG Hannover)

Der eben genannte Sprengtrichter ist auch das Herzstück des Naturschutzgebietes Rodderberg. Um ihn herum führt ein schöner Rundweg, der die interessantesten Teilräume des Naturschutzgebietes erschließt. Magerrasenstandorte, lichter Kiefernwald und schön geformte Einzelbäume und Säulenpappeln verströmen mediterrane Atmosphäre. An einem sonnigen Tag wirklich ein bisschen wie in der Toskana. Von der aussichtsreichen „Windkuppe“ reicht der Blick weit in die rheinische Bucht, im dicht besiedelten Raum zwischen Bonn und Köln durchbrechen zahlreiche Landmarken die Horizontlinie: Godesburg, Posttower, Bonner Münster, Fernsehturm Köln und Kölner Dom um nur einige zu nennen. Aber auch der Blicke ins Drachenfelser Ländchen, in Richtung Eifel und auf das Siebengebirge sind imposant. Öfter sieht man hier auch den Schwalbenschwanz – sicher einer der schönsten und größten einheimischen Schmetterlinge. In der Mulde des Kraters liegt der Broichhof, früher ein Wasserschloss, dann eine Baumschule und jetzt ein Pferdehof. Die sich in der Weite der Senke verlierenden Reiter tragen zur idyllischen Wirkung des Gebietes bei. Zum Broichhof führt ein von einer schönen Kastanienallee gesäumter Stichweg – insbesondere an Sommertagen bringen die dort erhältlichen Getränke eine willkommene Abkühlung. Auf der weiteren Runde eröffnen sich immer wieder abwechslungsreiche Blicke. Sowohl das in die Ferne schweifen als auch der Blick für die Naturwelt am Wegesrand werden belohnt: Am Himmel kreisen die Falken aus dem Siebengebirge und an einem Schlehengebüsch spießt der Neuntöter auf seine merkwürdige Art der Vorratshaltung kleine Insekten an Dornen auf. Seltene Blumen wie Küchenschelle, Kartäusernelke oder Purpur-Sommerwurz lockern die Trockenrasenstandorte auf. Ein weiterer Höhepunkt ist die Aussicht vom „Heinrichsblick“ (ehemalige Gerichtsstätte) auf das Siebengebirge. Bei Sonnenaufgang erscheint die Silhouette der Waldberge tatsächliche ein wenig wie ein Gebirge im Gegenlicht, zu dessen Füßen das silberne Band des Rheins glitzert. Aber auch tagsüber und in der Abendsonne ist der Blick eindrucksvoll.

Übersicht des Naturschutzgebietes (via)

Eine genaue Wegbeschreibung des Rundweges um den Krater findet sich in dieser PDF. Bei der Anreise per Zug empfiehlt sich meiner Meinung nach der Aufstieg vom Bahnhof Rolandseck aus. Pfade durch schöne Mischwaldbestände führen hoch zum Rodderberg, der einen dann wegen seiner weiten Grünflächen mit einem völlig anderen Landschaftsbild überrascht.

So ist der Rodderberg einer der schönsten Naturräume im näheren Umkreis um Bonn. Vor allem ist dieses Naturschutzgebiet weniger überlaufen als das Siebengebirge (und sonniger). Die folgenden Impressionen sollen dazu einladen, das Grau der Stadt zu verlassen und die Toskana vor der Toren Bonns zu besuchen.

 

Impressionen

 

Säulenpappeln in der Mitte der Kratermulde

 
Mohnblüte auf einer Wiese am Rand von Mehlem

 
Schöne Kastanienallee zum Gut Broichhof

 
Schmetterling in der Abendsonne

 
Blick auf blühende Kirschbäume zwischen Mehlem und Pech

 
Die Koppeln bei Gut Broichhof mit Siebengebirge

 
Ein Unwetter zieht auf - Blick auf Bonn und Köln

 
Schachbrettfalter an Blüte

 
Einsamer Baum vor Regenfront

 
Siebengebirge bei Sonnenaufgang

 
Obstbäume am Kraterrand

 
Lichtspot auf der Drachenburg während eines Gewitters

 
Küchenschelle im Frühling

 
Sonnenaufgang