Link: Mein 500px Account
Tipps & Empfehlungen rund um 500px
Das Internet ist für fotografisch ambitionierte Menschen eine wahre Spielwiese an Photo-Sharing und Fotocommunity Seiten. Der große internationale Klassiker ist Flickr, für den deutschen Raum spielt aber auch die berühmt-berüchtigte Fotocommunity eine wichtige Rolle. Daneben sind noch Seiten wie 1x.com, Deviantart, seenby und picasa zu nennen. Weiter gibt es zu den unterschiedlichsten Themenschwerpunkten Bilderforen… stellvertretend seien an dieser Stelle das deutschsprachige Angebot des DSLR-Forums und der location based Bilderservice von panoramio genannt. Zusätzlich gibt es noch spezialisierte Angebote wie luxundlaune (derzeit Wartungsarbeiten) mit seinem selektiven Bewerbungsverfahren oder das Naturfotografen-Forum. Die meisten Fotografen betreiben zusätzlich noch einen eigenen Blog und/oder eine Webseite. Auch Facebook-Seiten gehören inzwischen zum Standard der Social-Media affinen Fotomenschen (hier z.B. meine fb Seite).
Wenn man diese Angebote engagiert „bebildert“, geht dies mit einem erheblichen Zeitaufwand einher. Rechnet sich das? Oft bleibt nicht mehr als vergänglicher digitaler Ruhm. In dieser Hinsicht ähneln die Foto-Angebote klassischen Onlinegames – nur dass man statt Raumschiffen eigene Bilder hortet und so Punkte und Aufmerksamkeit sammeln kann. Dies bedeutet aber auch, dass man sich stilistisch und zeitlich in diesen Seiten verlieren kann. Der stilistische Einflussfaktor ist nicht zu unterschätzen – man versucht die eigenen Bilder am Geschmack der jeweiligen Community auszurichten und wird so zum Bestandteil von plattforminternen Hypes und Trends, die mit der ästhetischen Wahrnehmung der Normalbevölkerung nur mehr wenig zu tun haben.
Wobei es vermutlich sinnvoll ist, sich mit den Möglichkeiten der virtuellen Bildpräsentation auseinanderzusetzen. Unter diesem Gesichtspunkt hab ich beschlossen versuchsweise zu testen, wie meine Bilder aktuell bei einer der großen Bildplattformen ankommen. Die Entscheidung fiel auf 500px. Flickr blieb außen vor, weil mich das etwas altbackene Desgin und die Usability dort noch nie angesprochen haben. Mein alter Fotocommunity Account liegt seit Jahren brach. 500px hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen und viele ambitionierte und professionelle Fotografen sind dorthin gewechselt. Das Bildniveau ist insgesamt relativ hoch – ebenso wie der Grad der Nachbearbeitung der Bilder.
Auch auf facebook ist 500px vertreten – eines meiner Landschaftsfotos wurde als ein „top popular photo“ dort gefeatured. Querinteraktion in Sozialen Netzwerken. Mir solls recht sein, denn auch auf der 500px facebook Seite tummeln sich 195.000 Leute.Design und Umfang der Seite
500px fällt durch das gelungene Design auf – die Bilder stehen im Mittelpunkt und alles wirkt schön dynamisch. Web 2.0. vom feinsten – dagegen wirkt Flickr ein wenig altbacken. Relativ häufig hört man, dass Fotografen zugunsten von 500px ihren Flickr Account auslaufen lassen. Eigentlich besteht 500px schon seit 2003, aber erst durch eine Designänderung vor zwei Jahren begann das rasante Wachstum der Seite. Vor einem Jahr waren bei 500PX 290.000 Fotografen registriert. Inzwischen würde ich von über 500.000 Nutzern ausgehen, wobei ich bei einer kurzen Recherche keine genauen Zahlen finden konnte. Das am weitesten verbreitete Kameramodell ist die 5D Mark II von Canon – was zumindest für ein gewisses Investitionsniveau bei den registrierten Fotografen spricht. Von der Bildqualität her würd ich sagen, das 500px vor allem ambitionierte Amateure bis hin zu Profis anspricht. Stark vertreten sind Landschafts-, Natur-, Reise-, Architektur-, Akt- und Portraitfotografen. Weniger findet man die Deviantart typische „Hipsterfotografie“ (sind vermutlich alle zu Instagram gewandert) und Fotografie nach Hochschul-Lehrmustern. Letzteres ist ein wenig zu bedauern, aber vermutlich würde der inhaltliche Spagat innerhalb einer Community nicht funktionieren.
Zurück zur Anmeldung bei 500px
Bei der Anmeldung wurde mir für 14 Tage ein „awesome“ Account zugeteilt. Sprich der ansonsten kostenpflichtige Account mit maximalen Nutzungsumfang. Anscheinend ist das nicht standardmäßig so, daher erwähn ich das an dieser Stelle. Von den Möglichkeiten die ein awesome Account mit sich bringt (unbegrenzte Zahl an Uploads, Google Analytics, Shop für die eigenen Bilder, Portfolio) war für mich in den 14 Tagen der Nutzung vor allem der Statistikbereich interessant. Der kostenlose Account bei 500px dagegen umfasst 10 Bilduploads pro Woche und zeigt keine aufgegliederten Statistiken an. Prinzipiell reichen aber 10 Bilder die Woche, weil 500px prinzipiell als Plattform für „your best photos“ ausgelegt worden ist. Das spiegelt sich demzufolge auch im Nutzungsverhalten wider – wer wenig aber dafür beeindruckende Bilder hochlädt erhält bei 500px mehr Aufmerksamkeit als jemand mit einer schieren Masse an mittelmäßigen Bildern.
Das Bewertungssystem bei 500px
Antrieb und Ziel des Engagement bei 500px ist für die meisten möglichst hohe Bewertungen für die eigenen Bilder zu erreichen. Die maximale Bewertung eines Bildes ist 99,9% – los geht es bei 0,0%. Die Wertung steigt, wenn Besucher des Bilderstreams auf die Schaltflächen „Vote“ oder „Favorite“ rechts neben einem hochgeladenen Bild klicken. Ein Klick auf „Favorite“ übernimmt das Bild dauerhaft in die Favoriten-Sammlung des Nutzers und hat ein höheres Wertungs-Gewicht als ein einmaliges „Vote“. Hat das Bild noch eine geringe oder gar keine Wertung, wirken sich „Votes“ und „Favorites“ im zweistelligen Prozentbereich aus, je höher die Wertung steigt, desto geringer wird der einfluss der wachsenden Zahl an Bewertungen. Im Bereich von über 99,0% sind z.b. Dutzende positive Abstimmungen notwendig, damit die Wertung um eine Nachkommastelle zunimmt. Die am besten bewerteten Bilder landen dann auf der Startseite von 500px – meist Bilder mit einer Wertung von 99,5% aufwärts. Auch die Anzahl an reinen Bildbetrachtungen ohne positives Echo scheint mit in die Gesamtbewertung einzugehen. Insgesamt werden pro Tag auf 500px mehrere 10.000 Bilder hochgeladen. Neben Themenkategorien die der Nutzer beim hochladen selbst festlegt (Landschaft, Architektur, Sport, Hochzeit etc.) unterscheidet das Wertungssystem von 500px noch drei Wertungsbereiche – neu hochgeladene Bilder mit geringer Wertung haben den Status „fresh“, Bilder mit einer Wertung Richtung 70% werden in den Bereich „upcoming“ eingeordnet und Bilder mit Wertungen über 85% (ca. die genauen bereiche stehen vermutlich in der von mir ungelesenen 500px FAQ) gelten als „popular“. Wenn man sich schon in einer Community engagiert, hofft man natürlich möglichst oft den Status „popular“ zu erreichen und unter Umständen vielleicht auch mal ganz nach vorne auf die Startseite der besten 20 Bilder zu kommen.
Da das Bewertungssystem von 500px dynamisch ist, wird eine hohe Fluktuation an Bildern auch auf den vordersten Plätzen erreicht. Das heißt, dass die Maximalwertung eines Bildes nur am Tag des Hochladens Gültigkeit aufweist. Sprich erreicht mein Bild am Tag a) eine Wertung von 96,3% so wird es durch interne Algorithmen am Tageswechsel der Systemzeit von 500px um einen gewissen Prozentsatz herabgestuft – so dass es am Folgetag nur mehr in etwa 85% sind. Nach und nach geht die Wertung zurück und scheint sich schließlich am Ende nach mehreren Wochen in einem Bereich zwischen 50% und 30% einzupendeln (je nachdem was die Maximalbewertung war). Durch dieses System wird ermöglicht, dass an jedem Tag neue Bilder auf die Startseite gelangen können. Dadurch ist die Motivationskurve von 500px anhaltend relativ hoch. Bei der Suchfunktion von 500px werden übrigens – z.B. wenn man „Dolomites“ eingibt – dennoch die Bilder mit besonders vielen Views und hohen Wertungen an vorderster Stelle angezeigt. Ein Problem bei 500px ist, dass es Leute mit qualitativ schlechten Bildern sehr weit nach vorne schaffen können, wenn sie eifrig andere Bilder kommentieren und positiv bewerten. Damit geht man am besten um indem man sich auf die qualitativ hochwertigen Fotos konzentriert und die unrealistisch bewerteten ausblendet.
Die alternative Galerie: Eines meiner Bilder wurde unter „Editors‘ Choice“ gefeatured – der Galerie, in der jene Bilder landen, die vom Team von 500px als besonders hervorgehoben werden. Ein netter Nebenerfolg, da es viele Besucher auf 500px gibt, die ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die „Editors‘ Choice“ Galerie richten.
Dislikes & Feedback
Eine sache die ich nicht vollständig durchschaut habe ist die „Dislike“ Funktion. Nutzer mit einem bestimmten Wertungsschnitt können bis zu 5 annonyme Dislikes pro Tag aktivieren. Ein Dislike wertet das entsprechende Bild erheblich ab – die Auswirkung ist gravierender als mehrere Votes und Favorisierungen. Die meisten Dislikes erfolgen scheinbar im Bereich der hohen Wertungen rund um die Startseite. Sprich, manch einer wertet ein konkurrierendes Bild um die vorderen Plätze gern mal ab damit sein eigenes Bild eine Position vorrückt. Diese Funktion find ich ein wenig albern… Ein konstruktives Dislike mit Angabe eines Grundes und geringerer Auswirkung wäre vermutlich vom Lerneffekt her sinnvoller. Lerneffekt – ein gutes Stichwort: Wie sieht es eigentlich mit konstruktiven Feedback und dem Erfahrungsgewinn bei 500px aus? Durch das gelungene Design, die Qualität der Uploads, die Konzentration auf Bildinhalte und das internationale Publikum (bei der Landschaftsfotografie sind z.B. auch erfreulich viele Osteuropäer und Russen aktiv, die Gegenden zeigen, die abseits der ausgetretenen Pfade liegen) ist der persönliche Nutzen für mich v.a. durch das eigenständige selektive Durchsuchen der Bildgalerien zu erreichen. Sprich aus den Motiven und Bildkompositionen anderer Fotografen kann man direkt an den betreffenden Bildern lernen. Darüberhinaus eignet sich die Plattform auch vorzüglich zur Locationrecherche und zum „simulieren“ verschiedener Wetter- und Lichtbedingungen.
Was dagegen mangelhaft ist, ist die direkte konstruktive Kritik an den Bildern durch die Kommentarfunktion. Meistens erschöpfen sich die schriftlichen Begeisterungsbekundungen in einem „great“, „nice“ oder „outstanding“ gelegentlich kombiniert mit der Bitte, sich ebenfalls in den Fotos des Kommentierenden umzusehen. Eine Stufe darüber stehen Kommentare die aus zwei Wörtern bestehen wie „great location“, „nice light“ oder „outstanding composition“. Immerhin kann man daraus schließen was man beim betreffenden Bild gut gelöst hat (soweit es keine allgemeinen copy&paste Kommentare sind). Wenn es dann schriftlich „komplexer“ wird, wird auf mehrere positive Komponenten eingegangen (etwa „great location, nice light and outstanding composition“) oder das gesamte Portfolio gelobt. Konstruktive Kritik findet kaum statt. Gelegentlich finden sich Rückfragen zur Technik oder zur Location.
Das heißt, wenn man fotografisch aus 500px etwas mitnehmen will, dann läuft das vor allem durch das eigene „Schauen“ nicht über die Kommentarfunktion.
Ähnlich wie bei Facebook-Seiten kann man bei 500px auch „Follower“ sammeln und anderen Fotografen ebenfalls folgen. Durch die Möglichkeit, gefiltert nur jene Foto der Leute denen man folgt anzuzeigen, ergeben sich nach ein paar Tagen schon gewisse Interaktions-Verbindungen, so dass die Kommentare auch mal ein paar Sätze lang werden können. Früher gab es anscheinend eine Nachrichtenfunktion zur direkten Kontaktpflege – diese vermisste ich in den 14 Tagen ein wenig, weil man sich mit Fotografen die man für sich „entdeckt“ hat durchaus weitergehenden Schriftaustausch wünscht.
Neben den allgemeinen Erfahrungen mit 500px möchte ich nachfolgend ein wenig Einblick in die Statistiken für meinen Account in den ersten beiden Wochen geben. Dies dürfte insbesondere für diejenigen interessant sein, die mit der Statistiken-Anzeige der Plattform nicht vertraut sind. Insbesondere lassen sich aus den Diagrammen auch Aktivitäts- und Zuwachsraten ablesen.
Wann lädt man am besten Bilder hoch?
Ich hab die besten Erfahrungen in der Zeit am frühen Nachmittag gemacht. 500px ist zwar eine internationale Community, so dass immer ausreichend Aktivität herrscht. Jedoch findet der Reset der Bilddatenbank (also auch die automatische Zurückstufung der Bilder) gemessen an unserer Zeit früh morgens statt (vermutlich 0:00 Uhr New Yorker Zeit oder so) – das bedeutet, dass Bilder die am frühen Nachmittag hochgeladen werden über einen relativ langen Zeitraum mit in die Tageswertung einfließen können.
Wie erreicht man hohe Rankings?
Ein allgemein gültiges Rezept dafür gibt es leider nicht. Aber ein paar Konstanten zeichnen sich ab, die eine Platzierung im vorderen Wertungsbereich wahrscheinlich machen. Zunächst müssen Motive / Bearbeitung prinzipiell kompatibel zum Geschmack der 500px Nutzer sein. Ob dies bei den eigenen Bildern jeweils der Fall ist, erfährt man am schnellsten wenn man sich durch die Popular Galerie klickt. Weiterhin ist für eine gute Wertung wichtig, dass die Bilder – insbesondere bei bekannten Motiven – das gewisse Etwas mitbringen. Bei Landschaftsaufnahmen kann das zum Beispiel eine besondere Licht- oder Wetterstimmung sein. Weiterhin ist es nicht verkehrt ein paar Follower zu haben. Die wiederum bekommt man durch Bilder, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Grundstrategie wäre demnach zunächst paar gute Bilder hochzuladen und eine Basis an Followern versammeln – dann an einem Tag mehrere Topshots hochladen, die sich hoffentlich weit vorne einordnen und sich dann über ein „volles Haus“ freuen können. In gewisser Weise bedingen sich also gute Wertungen und Popularität auch gegenseitig. Nach den 14 Tagen der Testphase sah die Statistik für meine 10 am besten bewereten Bilder wie folgt aus:
Die hochgeladenen Bilder reihen sich je nach Wertung in die unterschiedlichen Bilderstream-Kategorien bei 500px ein. Die folgende Abbildung zeigt die erste Seite der Popular-Sektion mit ein paar meiner Bilder:
Das ist also die Startseite von 500px mit der „Popular“ Sektion an meinem „erfolgreichsten“ Tag. An diesem Tag gab es ca. 22.820 Fotos mit der Wertung „popular“, d.h. mit einer Wertung von mehr als 81%. Von den vier zuvorderst platzierten Bildern waren drei von mir. Mit so einem Erfolg hab ich nicht gerechnet und entsprechend ist besonders an diesem Tag die Followerzahl in die Höhe geschossen, was sich auch im folgenden Diagramm widerspiegelt:
Die Diagramme stellen für die Likes, Favoriten und Follower die Entwicklungstendenzen dar. Es zeigt sich, dass es immer wieder Peaks gibt, wenn sich bestimmte Bilder besonders weit vorne platzieren können. Neben „Likes“ und „Favs“ sind auch Follower gern gesehen – insbesondere wenn man auf alte Bekannte trifft…
Bei 500px kam ich innerhalb von 14 Tagen auf 1.499 Follower. Ein wirklich guter Wert, wenn man bedenkt, dass die Facebook-Page in ca. 7 Monaten gerade 450 Fans angezogen hat – von denen vermutlich mehr als 10% erst innerhalb der letzten Tage via 500px hinzukamen. Die Auswirkungen der 500px Aktivitäten machten sich also auch auf der facebook page – obwohl nicht besonders hervorgehoben / beworben – bemerkbar. Vermeintlich scheint das Engagement bei 500px lohnender zu sein als eine kostenpflichtige Werbeanzeige für eine Seite innerhalb von Facebook:
Zusammenfassend hoffe ich, dass ich mit meinem Beitrag über 500px ein wenig Licht ins Dunkel der offenen Fragen bringen konnte und vielleicht auch das Interesse für die Seite geweckt hab – sei es allein, um sich ein wenig von den gezeigten Bildern inspirieren zu lassen.